31.07.2012 | Lenz |
Was ist anders bei Fachwerkhäusern?
Innendämmung im Altbau, speziell bei Fachwerk unterscheidet sich recht grundlegend von Dämmmaßnahmen in Altbauten mit Steinwänden. Konstruktionsbedingt sind im Fachwerk keine homogenen Wände anzutreffen, sondern hier treffen verschiedene Materialien (Holz, Lehm, Putz etc.) mit verschiedenen Wärmeausdehnungskoeffizienten aufeinander, die keine in sich geschlossene Fläche ausbilden, sondern einzelne Gefache, die sich je nach Feuchtegehalt ausdehnen und schrumpfen (Risse zwischen Gefach und Balkenwerk entstehen). Man sagt auch „die Wand arbeitet“. Von außen kann wesentlich leichter Feuchtigkeit zwischen Balken und Ausfachung eindringen und muss auch wieder möglichst schnell nach außen hin abtrocknen können um Schäden am Balkenwerk zu vermeiden. Das gilt insbesondere wenn das Fachwerk nicht ausschließlich aus Eichenkernholz erbaut wurde, was tatsächlich eher selten anzutreffen ist, da früher einfach oft das Baumaterial genommen wurde, was gerade zur Hand war.
Das richtige Dämmmaterial für die Wärmedämmung im Fachwerk Altbau finden
Problematisch bei Standarddämmstoffen wie Mineralwolle oder EPS (Styropor) ist, dass sie Feuchtigkeit nur in sehr geringem Maße aufnehmen können ohne, dass sich die Dämmeigenschaften stark verschlechtern und auch nur sehr bedingt Kapillaraktiv sind, sodass die Feuchtigkeit gleichmäßig verteilt an die Dämmstoffoberseite transportiert wird um entsprechend verdunsten zu können. Diese Dämmstoffe scheiden bei der Innendämmung im Altbau also schon einmal weitgehend aus. Bleibt die Frage welche Dämmstoffe alternativ eingesetzt werden können?
Als interessantester Dämmstoff steht sicherlich die Holzweichfaserplatte zur Diskussion. Sie erfüllt die Ansprüche an Feuchtespeicherung und Kapillaraktivität sehr gut und verbindet dies auch noch mit guten Dämmwerten um WLG 055 – 040. Darüber hinaus ist sie, anders als man vermuten sollte, unempfindlich gegen eindringende Feuchtigkeit. Allerdings ist der Preis für eine Holzfaserdämmung nicht mit Mineralwolle vergleichbar. Die Holzfaserdämmung schlägt hier mit etwa dem 3-4fachen an Kosten ins Portmonee. Alternativ dazu kann auch mit Leichtlehmziegeln oder Schilfrohrdämmung bei der Innendämmung im Fachwerk gearbeitet werden. Die Dämmwirkung dieser Materialien ist allerdings um einiges schlechter als Holzweichfaser ermöglichen kann. Allerdings ist Lehm in Verbindung mit Holz immer eine sehr gute und über Jahrhunderte erprobte Kombination, mit der man nicht falsch machen kann. Preislich liegen Lehmziegeldämmung und auch Schilfrohr bei gleichen Dämmwerten (wenn überhaupt realisierbar) aber durchaus ähnlich dem einer Holzfaserdämmung.
Dämmstoffstärken bei der Innenwanddämmung im Altbau
Man sollte sich von dem Gedanken frei machen ähnliche Dämmstoffstärken wie in modernen Häusern zu verbauen. Wie bereits erwähnt, ist Fachwerk besonders empfindlich gegenüber Kondensationsfeuchte und sollte daher so diffusionsoffen wie möglich gebaut werden. Sehr dicke Dämmstofflagen sind hier eher kontraproduktiv. Dämmstoffstärken bei einer Wärmedämmung im Altbau mit einer Holzfaserdämmung liegen bei etwa 5-10cm. In Kombination mit Wandheizungssystemen sind allerdings auch größere Dämmstärken möglich. Übrigens berücksichtigt auch die EnEV Fachwerkhäuser in ihrer Auslegung gesondert. Allerdings sind trotzdem die nach EnEV zu erreichenden Werte als durchaus anspruchsvoll anzusehen.
Innendämmung im Fachwerk – der Aufbau
Der Aufbau der Innenwanddämmung im Fachwerk Altbau unterschiedet sich im Besonderen an einem Punkt. Es wird grundsätzlich dazu geraten keine Dampfbremse/sperre im Inneren des Gebäudes anzubringen, da diese mehr schaden als nutzen bringen kann. Im Idealfall würde zwar eine Dampfsperre durchaus Sinn machen, aber da wir bereits festgestellt haben, das Fachwerk im Jahresverlauf arbeitet, kann nicht garantiert werden, dass die Abdichtung der Dampfsperre dauerhaft erhalten bleibt. Schäden in der Dampfsperrbahn können allerdings Punktuell viel Feuchtigkeit in die Konstruktion eindringen lassen, die nur schlecht wieder abtrocknen kann und die Holzfeuchtigkeit der Fachwerkbalken stark erhöhen und somit Parasiten und Fäulnispilzen im Holz eine gute Lebensgrundlage zu bieten. Darüber hinaus kann selbst bei einer perfekten Abdichtung der Dampfsperrbahn nicht garantiert werden, dass nicht über Flankendiffusion angrenzender Bauteile und Wände doch Feuchtigkeit in die Konstruktion eindringt.
Dach zurück zum eigentlichen Aufbau der Wandkonstruktion um eine vernünftige Innendämmung in unserem Altbau zu ermöglichen. Zuerst werden die Holzfaserdämmmatten am besten mit Lehm(kleber) auf die vorhandene Fachwerkwand aufgebracht. Mit der Lehmmasse lassen sich gut vorhandene Unebenheiten im Fachwerk ausgleichen. Die Platten werden Vollflächig und ohne offenen Fugen auf die Wände aufgeklebt (also nicht die Balken frei lassen!). Die Plattenreihen werden wie immer mit einer halben Platte Versatz übereinander aufgeklebt um Kreuzfugen zu vermeiden. Auf die Platten wird dann entweder ebenfalls ein Lehmputz aufgebracht, oder aber mit Kalkputzen gearbeitet um möglichst diffusionsoffen zu bauen. Auch der Endanstrich sollte mit einer Kalkfarbe oder ähnlichen feuchtigkeitsdurchlässigen Farben realisiert werden. Alle Farben auf Kunstharzbasis sind im Fachwerk Tabu. Gleiches gilt auch für die Außenseite unseres Fachwerks. Offenporige Kalkputze in Verbindung mit einfachen Kalkfarbenanstrichen sind hier ebenso die erste Wahl. Kommen Sie bitte nicht auf die Idee von außen ihren Wänden einen wasserabweisenden Wetterschutzanstrich zu verpassen. Allenfalls die Balken selbst könnten so auf der Wetterseite behndelt werden.
Fazit zur Innendämmung im Fachwerk
Dämmung im Fachwerk (egal ob innen oder außen) ist sehr speziell und sollte meiner Meinung nach von einem echten Experten mit Erfahrung in diesem Bereich begleitet werden um sehr kostenintensive Fehler durch Bauschäden (weggefaultes oder von Würmern aufgefressenes Balkenwerk) langfristig zu vermeiden. Die Vorgaben der EnEV einzuhalten, halte ich hier grundsätzlich für sekundär. In erster Linie ist wichtig eine individuelle, für das Gebäude sinnvolle, und perfekt zugeschnittene Dämmlösung zu realisieren und nicht auf „Teufel komm raus“ die Wände in Dämmung einzupacken. Nur wenn alle Komponenten (Wände, Dämmung, Putze und Farben) sinnvoll aufeinander abgestimmt wurden ist dies dauerhaft zu realisieren. Die Kosten für eine Umsetzung solch einer Innenwanddämmung im Altbau sind sicherlich höher als Standarddämmung in neueren Gebäuden, allerdings sollte auf jeden Fall in diesen sauren Apfel gebissen werden, da nachträgliche Sanierungen des Gebäudes am Ende noch wesentlich teurer kommen können als die Ausführung einer korrekten Dämmung im Fachwerk. Viel Erfolg bei der Umsetzung ihrer Innenwanddämmung im Fachwerk Altbau!