05.06.2012 | Lenz |
Wann macht eine Untersparrendämmung Sinn?
Ist ein Dachgeschoss bereits voll eingerichtet und bewohnt stellt sich natürlich schnell die Frage ob man sich (oder evtl. den Mietern eine aufwändige Sanierung der Dachisolierung zumuten kann und will. Eine recht einfache und günstige Alternative bietet in vielen Fällen eine zusätzliche Untersparrendämmung. Die Untersparrendämmung innen nimmt zwar etwas Wohnraum weg, kann aber zu einem wesentlich verbesserten Wohnklima beitragen wenn sie richtig umgesetzt wird.
Dämmdicken bei Untersparrendämmung
Eine Dämmung unter den Sparren wird nur als Zusatzdämmung angebracht und ist daher relativ dünn dimensioniert. 2, 4 oder 6cm sind die Regel aber auch Dämmdicken von 8 oder 10cm sind durchaus machbar. Größere Dämmstoffstärken lassen sich als Untersparrendämmung bautechnisch nur selten realisieren, da bauphysikalisch Probleme auftreten können.
Als Grundregel gilt: Gesamtstärke der Dämmung geteilt durch 3 = maximale Dämmstärke für die Untersparrendämmung.
Beispiel:
20cm Zwischensparrendämmung + 6cm Untersparrendämmung = 26cm
26cm / 3 = 8,6cm max. Untersparrendämmung
Da die geplanten 6cm nachträgliche Dämmung kleiner als das mögliche Maximum von 8,6cm sind, kann die Dämmmaßnahme problemlos durchgeführt werden. (Diese Regel gilt nur wenn zwischen der Sparrendämmung und der Untersparrendämmung eine Dampfbremsfolie angebracht wurde).
Untersparrendämmung Aufbau – wichtige Vorüberlegungen
Wichtigster Punkt bei jedem Aufbau einer Untersparrendämmung ist die Regel, dass der Gesamtaufbau zur Außenseite der Gebäudehülle hin immer Diffusionsoffener werden muss um entstehende Feuchtigkeit wieder an die Außenluft abtransportieren zu können. Es ist also sehr wichtig genau zu wissen wie der bisherige Dachaufbau konstruiert ist.
Ein klassischer Aufbau dabei wäre zum Beispiel (von außen nach innen):
• Dacheindeckung (Dachpfannen)
• Unterspannbahn (diffusionsoffen als Windschutz)
• Dachsparren mit Zwischensparrendämmung (z.B. aus Glas- oder Steinwolle)
• Dampfbremsfolie auf die Sparren getackert und abgedichtet mit Aluklebeband
• Innenverkleidung (z.B. Rigips mit Putz oder Tapete etc.)
Bei diesem Aufbau spielt bei weiterer Betrachtung besonders die Dampfsperre unter den Dachsparren eine wichtige Rolle. Ist diese Vorhanden (was in den meisten Fällen so sein sollte) darf bei einer zusätzlichen Untersparrendämmung in keinem Fall eine zweite Dampfsperre unter der neuen Innenverkleidung aufgebracht oder Glaswollbahnen mit Alukaschierung (und ähnlichen Kaschierungen) genutzt werden. Die Untersparrendämmung würde dann wie in einer Plastiktüte eingeschweißt werden und vorhandene oder von außen eindringende Feuchtigkeit findet keinen Weg mehr heraus. Hier sind Feuchteschäden und Schimmel quasi vorprogrammiert. Darüber hinaus dämmen Mineralische Dämmstoffe (Glaswolle / Steinwolle) nicht mehr, wenn sie ein hohes Maß an Feuchtigkeit aufgenommen haben.
Eine kurze Anleitung zur Untersparrendämmung
Hier kann natürlich keine pauschale Anleitung für alle Fälle zum Aufbau einer Untersparrendämmung gegeben werde, vielmehr möchte ich hier Beispielhaft eine Untersparrendämmung Anleitung für einen wohl häufig auftretenden Fall mit einer bereits bestehenden Zwischensparrendämmung geben.
Schritt1:
Wie schon weiter oben angemerkt sollte zuerst der vorhandene Aufbau genau untersucht werden um zu sehen wie der bisherige Aufbau der Dämmung ist, falls dies nicht schon bekannt ist.
Schritt2:
Es bietet sich an möglichst vorhandene Verschalungen wie vorhandene alte Gipskartonplatten oder Holzpanelen zu entfernen bevor man… (weiter bei Schritt 3)
(Das Entfernen ist nicht unbedingt notwendig, bietet sich aber an um zum einen sehen zu können ob die vorhandene Dampfsperre eventuell beschädigt ist und repariert werden muss und um die neue Lattung zielgenauer auf den (ansonsten unsichtbaren) Dachsparren zu montieren ohne die Dampfsperre zu beschädigen. Beschädigte Stellen in der Dampfbremse/sperre müssen sorgfältig mit geeigneten Materialien (Aluklebebänder, Folie) sorgfältig verschlossen werden!
Schritt3:
…eine Lattung auf die vorhandenen Dachsparren quer zu den Sparren montiert. Die Sparren sollten die endgültige Dicke der aufzubringenden Untersparrendämmung haben. Also z.B. 40mm oder 60mm dick. Die Lattenabstände sollten möglichst klein gewählt werden um später beim Aufbringen der neuen Schalung möglichst keine „Wabbeldecken“ zu bauen. Abstände von 40-50cm sind hier ideal. Sollen oder müssen Abstände von 60cm oder mehr realisiert werden, so sollte man als Verschalung erst mit einer 10-12mm OSB Platte arbeiten bevor man am Ende den Gipskarton befestigt, da diese eine wesentlich höhere Festigkeit besitzt. Alternativ dazu kann man auch nach Einbringen der Dämmung eine Konterlattung mit entsprechend engeren Abständen auf die vorhandene Lattung montieren um eine höhere Festigkeit zu erreichen. Hier gehen dann aber nochmals ca. 2,5cm Raum verloren.
Schritt4:
Sollen nun eventuell neue elektrische Leitungen für Deckenlampen etc. oder Rohrleitungen verlegt werden, so ist jetzt vor dem Einbringen der Untersparrendämmung der richtige Zeitpunkt dafür. Die Leitungen (Elektro) sollten möglichst gerade und ohne Kreuzungen sauber verlegt werden um unnötige Schwierigkeiten beim Einbringen der Dämmung zu vermeiden.
Schritt5:
Die Dämmstoffmatten werden nun als Untersparrendämmung eingebracht. Dabei ist auf sorgfältiges Arbeiten zu achten. Es dürfen keine Ritzen zwischen den Matten, an der Lattung oder an Wandanschlüssen entstehen.
Schitt6:
Zu guter Letzt wird nun noch die neue Innenverkleidung (Gipskarton, OSB Platten, Holzvertäfelung etc.) montiert. Achten Sie darauf die Löcher für Auslässe (Lampen etc.) möglichst genau da einzuzeichnen und zu bohren wo auch die vorher verlegten Leitungen liegen. Ein bei ungenauem Arbeiten tiefgehendes „herumstochern“ in der Isolierung macht manche Dämmarbeit wieder in Teilen zunichte!
Anmerkungen zum Aufbau der Untersparrendämmung
Sollte wider Erwarten bisher tatsächlich keine Dampfbremse über den Dachsparren montiert gewesen sein, so sollte die neue Dampfbremse nun unmittelbar zwischen der neuen Innenverkleidung und der Untersparrendämmung angebracht werden und nicht direkt auf den Dachsparren. Je weniger Dämmung frei im Raum vorhanden ist, umso besser, da so der Taupunkt noch weiter nach außen verlagert wird.
Soll in Räumlichkeiten mit hohem Feuchtigkeitsaufkommen (Küchenbereich, Nasszellen etc.) eine zusätzliche Innendämmung angebracht werden, so empfiehlt sich nicht wie sonst üblich mit Mineralwollfasern zu arbeiten, sondern auf Holzfaserdämmplatten zurückzugreifen. Diese Holzfaserdämmplatten nehmen wesentlich mehr Feuchtigkeit auf ohne ihre Dämmeigenschaften einzubüßen und können diese regulierter wieder an ihre Umgebung abgeben, so, dass die Gefahr von Staunässe noch weiter minimiert wird. Dies gilt vor allem wenn, wie bei oben beschriebenem Aufbau, die Untersparrendämmung oberhalb der vorhandenen Dampfsperre aufgebracht wird.
Ich hoffe diese Anleitung zur Untersparrendämmung konnte ihnen weiterhelfen. Viel Erfolg bei der Arbeit!